Profis
08.11.12

„Der Geruch des Rasens ist etwas Besonderes“

„Der Geruch des Rasens ist etwas Besonderes“

SpVgg: Jonas, am vergangenen Spieltag  durftet ihr einen sehr deutlichen 3:0-Derbysieg gegen Wacker Burghausen feiern. Ihr habt damit allen gezeigt, wer die bayerische Vorherrschaft in der 3. Liga Inne hält. Was bedeutet dieser Sieg für euch Spieler?

Jonas: Der Sieg war für uns natürlich äußerst wichtig, weil wir die drei Spiele zuvor nicht als Sieger vom Platz gehen konnten. Schön war auch, dass wir mal wieder zu Null gespielt haben und wirklich dominant und überzeugend aufgetreten sind. Klar ist es auch ein besonderes Spiel gewesen, weil wir gegen Burghausen unser einziges Derby in dieser Drittliga-Saison austragen, aber am Ende sind es drei Punkte wie bei jedem anderen Sieg auch.

SpVgg: Die Burghausener hatten ja im gesamten Spiel nur eine wirklich gute Chance, aber bisher habt ihr euch in jeder Partie seit dem sechsten Spieltag – ausgenommen dem 0:0 gegen den KSC – mindestens ein Gegentor eingehandelt. Was habt ihr denn diesmal besser gemacht?

Jonas: Ich denke, wir waren diesmal besonders konzentriert und haben das auch über die komplette Dauer abrufen können. Bei dieser einen Situation haben wir kurz geschlafen, aber wir haben ja mit Stefan Riederer auch einen klasse Torhüter zwischen den Pfosten, der solche Fehler noch ausbügeln kann. Dazu kam, dass wir gegen Wacker sehr viel im Ballbesitz waren, wodurch der Gegner natürlich mehr laufen muss, dadurch müde wird und gleichzeitig selbst keine Torchancen haben kann.

SpVgg: Die Stimmung auf den Rängen war bei diesem Spiel seit langer Zeit wieder einmal auffallend gut. Was sagst du zu der lautstarken Unterstützung durch die Fans?

Jonas: Das war echt super! Für einen Freitagabend Anfang November war es echt klasse. Schön war auch zu sehen, dass sich die Fans auf der Südtribüne mit der Choreo etwas einfallen lassen haben und viel Zeit und Engagement investiert haben. Umso schöner ist es dann, wenn wir ihnen mit tollem Fußball etwas zurückgeben können. Wir hoffen natürlich, dass sich die Fans für uns weiter reinhängen, so wie wir das auf dem Platz für sie tun werden.

SpVgg: Trotz des bislang wirklich äußerst erfolgreichen Saisonverlaufs kommen zu unseren Heimspielen aber kaum mehr als 2.000 bis 3.000 Zuschauer. Kannst du dir vorstellen, woran das liegt?

Jonas: Naja wir haben eben auch zwei andere große Vereine in München, die bei ihren Spielen viele Zuschauer haben. Zudem war das, was in den vergangenen Spielzeiten gezeigt wurde, nicht immer wirklich attraktiv. Fans sind da sehr sensibel und da dauert es einfach, bis wir sie wieder mit unserer neuen Spielweise überzeugen können. Da kommen nicht nach zehn guten Partien gleich 5.000 Zuschauer mehr. Aber wir sind bereits auf einem guten Weg.

SpVgg: Nach deinem Kreuzbandriss war dein Einsatz im Derby der Sechste in der 3. Liga, auch bei der zweiten Mannschaft hast du in acht Spielen schon fleißig Einsatzzeit gesammelt. Wie ist es denn wieder auf dem Platz zu sein?

Jonas: Es ist wunderbar, wenn man zuvor ein Jahr ohne Fußballspielen auskommen musste. Ich freu mich auf jede Trainingseinheit und über jede Minute, die ich in einem Spiel auf dem Platz sein darf. Der Geruch von Rasen, das Klackern der Stollen auf dem Betonboden und das Flutlicht sind nach so langer Zeit wieder etwas ganz Besonderes. Man weiß einfach wieder, warum man diesen Beruf ausüben möchte und besinnt sich auf das Wesentliche – nämlich das Fußballspielen.

SpVgg: Wie geht es denn deiner auskurierten Verletzung, hast du noch schmerzen bei der Belastung im Spiel oder Training?

Jonas: Ich kann sagen, dass ich wieder komplett beschwerdefrei bin und zu 100 Prozent belastbar bin. Natürlich hat man vielleicht bei der Fitness nach der langen Verletzungspause noch ein wenig Rückstand. Es ist wichtig, wieder in den Spielrhythmus zu kommen und wieder zu spüren, wie es ist, wenn man drei Spiele in einer Woche hat. Aber das kommt alles mit der Zeit.

SpVgg: Du bist ja unter Heiko Herrlich in der vergangenen Saison zum Stammspieler befördert worden und sogleich auch zum jüngsten Kapitän in der Geschichte der SpVgg ernannt worden, doch dann machte dir am dritten Spieltag deine Verletzung einen Strich durch die Rechnung. Was geht einem da durch den Kopf und hast du diesen Rückschlag inzwischen schon verarbeitet?

Jonas: Ich habe mich natürlich mit dem Thema ausführlich beschäftigt, so lässt sich das gut verarbeiten. Für mich war es eine Achterbahn der Gefühle. Erst von den Amateuren zu den Profis ins Training, dann gleich weiter zum Stammspieler und Kapitän, das ging von 0 auf 100 und die Belastung war dann selbstverständlich auch höher. Und dann kam die Verletzung und man macht sich erst einmal richtig bewusst, wie schnell das alles ging. Während der Auszeit lernt man dann auch Wertzuschätzen, was es bedeutet fit zu sein.

SpVgg: Hast du dir in dieser Verletzungspause auch Rat von deinem Bruder Mats eingeholt, der ja schon mit einigen kleineren und größeren Verletzungen Erfahrung sammeln musste.

Jonas: Nein, einen wirklichen Rat hab ich mir von ihm nicht eingeholt, denn man muss diese Erfahrungen immer selbst machen. Er konnte ja auch nicht bei seiner ersten schwereren Verletzung zu seinem Bruder gehen und fragen, wie man so eine schwerere Zeit übersteht. Aber er hat mich natürlich so von Bruder zu Bruder wieder aufgebaut. Dass er Bundesligaspieler ist, spielt da bei uns keine Rolle.

SpVgg: Wie kommt es eigentlich, dass du und dein Bruder Mats beide Innenverteidiger geworden seid?

Jonas: Das hat sich so entwickelt. Wir waren früher eigentlich beide keine Abwehrspieler. Mats war viele Jahre Stürmer, ehe er mehr und mehr nach hinten versetzt wurde. Ich selbst hatte im Mittelfeld gespielt und war  damit auch eher offensiv ausgerichtet. Allerdings wächst man mit der Zeit und wenn man größer und auch schwerer wird, kann man sich weniger schnell drehen, was für Offensivspieler wichtig ist. Stattdessen haben wir mit unserer Größe gute Voraussetzungen, um z.B. besser zu köpfen und so zeigt sich mit der Zeit, für welche Position man geeignet ist.

SpVgg: Sieht man euch beide denn vielleicht wieder einmal zusammen in der Innenverteidigung und wenn ja, bei welchem Verein wäre das dann?

Jonas: Das ist Zukunftsmusik. Momentan spiele ich 3. Liga und er Champions League, was ein großer Unterschied ist. Vermutlich werden wir dann beim SV Waldperlach zusammen mit unseren Kumpels kicken und dort unser Karriere ausklingen lassen (lacht).

SpVgg: Gibt es zwischen euch beiden vielleicht auch so etwas wie eine Wette, wer mehr Tore in seiner Liga macht oder ähnliches?

Jonas: Ja wir witzeln da schon ab und an etwas rum. Wer mehr Tore schießt, wird am Ende der Saison vom anderen zum Essen eingeladen. Letze Saison war das ja nach meinem Ausfall nicht mehr fair, aber in diesem Jahr zählt diese Abmachung wieder (lacht).

SpVgg: Ein Tor ist dir in dieser Saison bereits gelungen, wie schauen deine persönlichen Ziele für diese Spielzeit aus?

Jonas: Wichtig ist es für mich in erster Linie, mal wieder mehr als zehn Spiele zu absolvieren und wirklich fit zu bleiben. Außerdem will ich mit Haching Erfolg haben. Tore zu erzielen, zählt für mich nach so langer Zeit keine Rolle.

SpVgg: Mit dem SV Babelsberg kommt – basierend auf dem Tabellenplatz –  wieder ein vermeintlich schwächerer Gegner am Freitag in den Sportpark. Wie beurteilst du die Gäste?

Jonas: Für uns gestaltet sich eine Begegnung immer schwierig, wenn eine Mannschaft nicht mitspielt und eher lange Bälle schlägt. Außerdem sind wir dann doch eher auch auf Konter ausgelegt. Wenn also der Gegner nicht nach vorne spielt, können wir keine Bälle erobern und nicht Kontern. Ich würde uns keinesfalls besser als Babelsberg einstufen, denn wir dürfen keinen Gegner unterschätzen. Zudem sagt der aktuelle Tabellenplatz nicht immer viel über die Stärke aus.

SpVgg: Gib doch mal einen Tipp ab, mit welchem Ergebnis die Fans am Freitag rechnen dürfen.

Jonas: Wir gewinnen 2:1 durch Treffer von Florian Niederlechner und Maximilian Welzmüller.

SpVgg: Dann hoffen wir, dass du Recht behältst und danken dir für das Gespräch.