Talentquelle Unterhaching
Als der SC Freiburg in der Fußball-Bundesliga sein letztes Spiel vor der Winterpause beim FC Ingolstadt 2:1 gewann, erzielte Florian Niederlechner beide Tore für die Breisgauer. Vorbereiter beim zweiten Treffer war Janik Haberer. Beide spielten bis vor ein paar Jahren für die SpVgg Unterhaching, beide sorgen nun in der deutschen Top-Liga für Furore. Niederlechner, der aus dem Landkreis Ebersberg stammt, wurde vor einem Jahr vom FSV Mainz 05 an den damaligen Zweitligisten Freiburg ausgeliehen, steuerte acht Treffer zum Aufstieg bei und traf nun auch in der Bundesliga schon fünfmal. Der SC will Niederlechner jetzt fest verpflichten, kein Wunder.
Auch mit Janik Haberer ist Trainer Christian Streich sehr zufrieden. Im Sommer aus Bochum gekommen, hat Haberer 15 der 16 Erstligapartien für Freiburg bestritten, glänzte als Vorbereiter und hat auch selbst schon einmal getroffen. Haberer ist eines von mehreren Vorzeigeobjekten des Hachinger Jugendkonzepts, mit 16 ist er aus Memmingen zur SpVgg gewechselt, mit 17 stand er erstmals in der Startformation der Drittligamannschaft, „Heiko Herrlich hat mich damals ins kalte Wasser geworfen“. Und Haberer schwamm sich frei.
„Unterhaching“, sagt er, „war ein Glücksfall für mich. Hier konnte ich mich in Ruhe entwickeln, ohne die ständige Angst, am Saisonende aussortiert zu werden.“ Im Gegenteil, schon früh wurde er ins Profitraining integriert, Haberer profitierte von einer Durchlässigkeit, die kaum ein anderes Nachwuchsleistungszentrum bietet. Nach 53 Drittligaspielen wechselte er mit 20 zur TSG 1899 Hoffenheim, wurde ein Jahr später an den VfL Bochum verliehen, wo Haberer 33 Zweitligaeinsätze bekam und sich mit drei Toren und fünf Assists bedankte. Keine schlechte Empfehlung für den nächsten Schritt, zum SC Freiburg in die 1. Bundesliga.
Niederlechner und Haberer sind nicht die einzigen aus dem Hachinger Nachwuchskonzept, die aktuell ganz oben mitmischen. Mit Lucas Hufnagel steht ein weiterer Ex-Hachinger im Freiburger Bundesligakader, im Aufstiegsjahr hat er 19 Zweitligaspiele für den SC absolviert, in der Bundesliga kam er bisher nicht zum Einsatz, eine langwierige Verletzung stoppte den georgischen Nationalspieler (seine Mutter ist Georgierin, sein Vater Deutscher).
Alexander Hack, 2014 von der SpVgg zum FSV Mainz 05 gewechselt, hat sich in dieser Saison zum Stammspieler in der Bundesliga entwickelt, neunmal ist er zum Einsatz gekommen, zweimal auch in der Europa League, einmal im DFB-Pokal. Hack stammt, wie Haberer, aus dem Allgäu, war 2013 mit 19 vom FC Memmingen nach Unterhaching gekommen und wurde schnell zur festen Größe in der Innenverteidigung. 29 Drittligaeinsätze verbuchte er in seinem ersten Profijahr, wurde, gemeinsam mit Haberer, zum U20-Nationalspieler und rückte ins Blickfeld der Top-Klubs. Über die zweite Mannschaft der Mainzer schaffte er den Sprung in die Bundesliga.
Noch gedulden muss sich Michael Zetterer, beim SV Werder Bremen ist der Darchinger zeitweise schon zur Nummer zwei im Tor aufgerückt, sein erster Bundesliga-Einsatz sollte bald folgen. Zetterer ist bei der SpVgg groß geworden, schon mit zehn Jahren spielte der heute 21-Jährige für Unterhaching, schaffte mit 18 unter Manuel Baum den Sprung ins Drittligator, spielte dann fünfmal für die deutsche U20 und zuletzt sogar für die U21-Nationalmannschaft. „Er hat alles, was ein guter Keeper braucht“, sagen Experten.
Auch in der zweiten Liga sorgen frühere Hachinger für Furore: An erster Stelle sei Pascal Köpke genannt, der über den Umweg Karlsruhe beim FC Erzgebirge Aue gelandet ist. Mit sieben Treffern in 16 Spielen zählt er aktuell zu den Top-Torjägern der Liga, sein Marktwert verdoppelte sich laut transfermarkt.de allein im letzten Jahr auf 650.000 Euro, auch der Sohn des DFB-Torwarttrainers dürfte bald wie Niederlechner in der Bundesliga treffen.
In der zweiten Liga begegnet er immer wieder einstigen Hachinger Mannschaftskollegen, beim Herbstmeister Eintracht Braunschweig hat sich Qurin Moll etabliert, der zuvor für Dynamo Dresden spielte. Bei Arminia Bielefeld stellt Andi Voglsammer derzeit sogar den Top-Torjäger Fabian Klos in den Schatten, war in den letzten sieben Spielen fünfmal erfolgreich. In Berlin entwickelt sich Kenny Redondo richtig gut, ein echtes Hachinger Gewächs. Mit seiner Schnelligkeit wirbelt er so manche gestandene Zweitliga-Abwehr mächtig durcheinander, zweimal in 16 Spielen hat er in der Hinrunde für „Eisern Union“ getroffen.
Wenn Janik Haberer auf die letzten Jahre zurückblickt, schüttelt er nur den Kopf und sagt: „Eigentlich alles ein Wahnsinn.“ Es muss, weiß er nun, nicht unbedingt ein Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten sein, wenn man nach oben will. Schon stehen in Unterhaching die nächsten Talente auf dem Sprung, wie Tim Schels, U18-Nationalspieler, und Orestis Kiomourtzoglou, als A-Junior schon ganz nah dran am Profiteam.
(Text: Reinhard Hübner)