Junioren
07.08.14

U17 vor dem großen Abenteuer

U17 vor dem großen Abenteuer

Francisco Copado und Florian Heller haben schon viel erlebt im Fußball. Beide waren sie Profis, beide haben jeweils 49 Spiele in der ersten Bundesliga absolviert, mehr als 150 in der zweiten. Trotzdem stehen sie nun vor einem Abenteuer, einer ganz neuen Herausforderung: „Wir sind selbst gespannt“, sagen die U17-Trainer der SpVgg Unterhaching vor dem Auftakt der Bundesliga der B-Junioren am Sonntag (11 Uhr) beim 1. FC Kaiserslautern. Die Stärke einer Jugendliga ist im Vorfeld schwer einzuschätzen, Jahr für Jahr wechseln die Teams, die Akteure. „Wir kennen die Bayern, die Löwen, wissen, dass Hoffenheim traditionell gute Mannschaften stellt, der VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt“, sagt Copado. Betont aber: „Alle Spiele beginnen bei 0:0, entscheidend wird sein, wer mehr Siegeswillen entwickelt, das wollen wir vermitteln. Wir müssen dafür sorgen, dass der Gegner keinen Spaß hat.“

Die Vorbereitung des Aufsteigers sei gut verlaufen, sagen die Trainer. Man hat gut trainiert, die Testspiele, oft gegen U19-Teams, recht ordentlich absolviert, „das Spiel nach vorne gefällt mir schon recht gut, aber wir machen noch zu wenig Tore.“ Das muss sich ändern, um in dieser Spielklasse, der Crème de la Crème der B-Junioren, mithalten zu können. „Ein langer Weg“, so Copado, „gerade bei Jugendlichen in diesem Alter gibt es immer Höhen und Tiefen, wir müssen versuchen, die schwächeren Phasen zu reduzieren.“

Ständiger Vergleich mit den Besten

Dann sieht er die Hachinger U17, die sich in einem packenden Duell mit den Münchner Löwen Anfang Juni den Aufstieg erkämpft hat, zwar nicht als „Topfavorit, aber sicher auf einem Niveau mit fünf, sechs anderen Mannschaften in dieser Liga.“ Kaiserslautern wird ein erster Gradmesser, eine Woche später kommt mit dem 1. FC Saarbrücken ein Mitaufsteiger nach Unterhaching, auch der nächste Gegner, der SSV Ulm 1846, ist ein Neuling. Ein guter Start wäre da schon mal eine Basis. Denn die Bundesliga der B-Junioren ist für Hachings Präsident Manni Schwabl „sehr wichtig, wichtiger als die der A-Junioren. Die können auch schon bei den Herren eingesetzt und entsprechend gefordert werden, für B-Junioren ist der ständige Vergleich mit den Besten oft entscheidend für ihre Entwicklung.“

Copado und Heller sehen aber durchaus auch die Problematik in dieser Altersstufe. Die Belastung ist groß, die Schule fordert ihren Tribut und „die Jungs brauchen auch ihre Freiräume“. Deshalb wird weniger oft, dafür aber länger trainiert, „damit Zeit für die schulischen Pflichten, aber auch für Freunde und Freizeit bleibt“, auch das hält Copado für einen wesentlichen Baustein in der Entwicklung der Persönlichkeit. Und Persönlichkeiten will er sehen, auch auf dem Platz, eine Mannschaft, die alles gibt, nach Rückschlägen zurückkommt und sich nie aufgibt. „Ich will immer gewinnen.“ Und das sollen seine Spieler verinnerlichen. Florian Heller ergänzt: „Sie sollen wachsen mit ihrer Aufgabe, sich Woche für Woche weiterentwickeln.“

24 Mann stehen im Bundesliga-Kader, „da kannst du auch mal auf Verletzungen reagieren“, nennt Heller den Vorteil des großen Aufgebots. Dass im Normalfall einige Spieler nur auf der Tribüne sitzen, sieht der Ex-Profi von Mainz 05 gelassen: „Im Endeffekt entscheidet doch jeder selbst, ob er spielt. Hier geht es rein um Leistung.“ Einen „klaren Kopf“ brauche man, sagt Copado. „Wenn du den nicht hast, wirst du dir immer selbst im Weg stehen.“

„Werden uns nicht verstecken“

Copado war ein kreativer Spieler, auch Heller kam ursprünglich aus der Offensive, ehe er mit den Jahren nach hinten rutschte. Zwei Trainer also, die nicht unbedingt Freunde des Sicherheitsfußballs sind. „Wir wollen uns nicht verstecken, sondern von Anfang an nach vorne spielen“, sagt also Copado, der auch im Training Wert auf Fußball „spielen“ legt, nicht Fußball „arbeiten“ lässt. „Wir machen alle Einheiten mit dem Ball, Spielformen mit der Kugel machen auch mehr Spaß als nur zu laufen.“   

Interessant, dass Copado auf die Frage nach dem Trainer, der ihn am meisten geprägt hat, trotzdem den als „Quälix“ titulierten Felix Magath nennt: „Ihm habe ich zu verdanken, dass ich Profi geworden bin.“ Er hat aber auch einen ganz anderen Trainertyp sehr geschätzt, Ralf Rangnick in seiner Hoffenheimer Zeit. Heller verdankt Thomas Tuchel sehr viel, dessen Art, Fußball zu leben, hat ihm in Mainz imponiert.

Stolz wären sie, wenn sie den heutigen Hachinger B-Junioren einen ähnlichen Weg ebnen könnten, den sie gegangen sind. Zu Ende gehen aber werden ihn nur die, die den unbedingten Willen, die totale Bereitschaft mitbringen. Sie sollen die Chance erkennen, die sich ihnen hier bietet, das Ziel ist ja nicht so weit entfernt: Wohl nirgends kann man schneller zu den Profis aufrücken als in Unterhaching, nirgends ist die Durchlässigkeit derart groß. Wenn man alles dafür tut. Das zu vermitteln, ist eine der Kernaufgaben des Trainerteams