Mit großer Moral und spielerischem Glanz
Es ist ein der großes Mysterium des Fußballs, warum Mannschaften manchmal in Unterzahl besser spielen. Und sogar erfolgreicher. Dass der Platzverweis von Matthias Theiner, der nach einer Notbremse gegen Martin Gambos in der 48. Minute Rot gesehen hatte, ausschlaggebend war für das 2:2 der Unterhachinger U17 in der Bundesliga-Partie beim Münchner Nachbarn TSV 1860, wollte Trainer Florian Heller allerdings nicht bestätigen: „Zu elft hätten wir sicher noch besser spielen können“, meinte er, war aber auch auf das sehr stolz, was seine zehn verbliebenen Spieler nach dem Schock mit Moral und Spielfreude auf den Kunstrasen an der Grünwalder Straße zauberten.
1:2 war seine Mannschaft zu dem Zeitpunkt zurück gelegen, hatte gerade wieder Hoffnung geschöpft, nachdem Tobias Stossberger kurz nach Beginn der zweiten Hälfte den Anschlusstreffer erzielt hatte. Und dann dieser Abwehrfehler, der zu Theinerts Tat geführt hatte. Gambos war durch, hätte wohl das 3:1 gemacht, das den K.o. bedeutet hätte für Hellers Team. Also griff Theinert zum letzten Mittel, riss den Münchner knapp vor dem Strafraum zu Boden. Der Freistoß wurde zwar abgewehrt, aber nun gut 30 Minuten Unterzahl. Bitter für die Hachinger, die fast schon um ihre letzte Chance kämpften, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze nicht schon jetzt aus den Augen zu verlieren.
Zwei Konzentrationsfehler hatten die SpVgg schon früh zurückgeworfen, erst stand Julian Justvan nach einer Ecke ziemlich frei und hatte keine Mühe, den Ball im Netz zu versenken, dann führte ein Stellungsfehler nach langem Ball zum Treffer von Christoph Daferner, die Schützlinge von Trainer Josef Steinberger schienen einem klaren Sieg entgegenzusteuern. „Mit der ersten Hälfte kann ich überhaupt nicht zufrieden sein“, ärgerte sich Heller. Unsicherheiten in der Abwehr, kein Zug Richtung gegnerisches Tor, viele Ungenauigkeiten im Passspiel, so hatte sich der Coach das sicher nicht vorgestellt.
Doch mit dem Wiederbeginn war alles anders. Schon nach drei Minuten der zweiten Hälfte setzte sich Tobias Stossberger, der diesmal als jüngerer Jahrgang in der Sturmspitze aufgelaufen war, gekonnt durch, ließ mit seinem Schuss dem Sechziger-Keeper Michael Marx nicht den Hauch einer Chance. Und alles schien plötzlich wieder offen, bis zu jener ominösen 48. Minute. Doch wer nun erwartet hatte, Haching würde sich in Unterzahl nur noch auf Schadensbegrenzung konzentrieren, sah sich getäuscht. „Kommt, noch ist nichts verloren“, brüllte Hachings Kapitän Tim Schels über den Platz, klatschte aufmunternd in die Hände und trieb sein Team immer wieder an. Und nun spielte nur noch Unterhaching.
Hellers Truppe machte deutlich, dass sie zumindest spielerisch weit besser ist als der Tabellenstand auszusagen scheint. Der Ball lief teilweise wunderbar durch die Reihen der Rot-Blauen, trotz Unterzahl wurde im Mittelfeld immer wieder Überzahl geschaffen, es wurde herrlich kombiniert und vorne beschäftigte der agile Stossberger die Löwen-Abwehr mehr als der lieb sein konnte. Noch wurden ein paar gut herausgespielte Chancen vergeben, in der 64. Minute aber war es Mark Zettl, der nach einem zu kurz abgewehrten Ball von der Strafraumgrenze abzog und ins linke untere Eck traf. 2:2 nach 0:2-Rückstand, und das mit einem Mann weniger – ein klares Zeichen: Die Mannschaft lebt, trotz der vielen Rückschläge in den letzten Wochen.
Am Ende war die Truppe von Florian Heller dem Sieg sogar deutlich näher als die Löwen, „ein Punkt für die Moral“, so der Coach. Was er für die Tabelle bringt, ist eher marginal, aber darum geht es im Moment nicht. „Wir haben, wie schon beim 2:2 gegen die Bayern, bewiesen, dass wir mithalten können. Wir arbeiten einfach weiter, schauen von Spiel zu Spiel, dann werden wir sehen, ob es am Ende noch reicht oder nicht“, sagt Heller. Und erntet ein dickes Lob von seinem Präsidenten: „Der Flo arbeitet ganz hervorragend mit der Mannschaft, er findet den richtigen Ton, bei ihm weiß jeder, woran er ist.“ Und das sehe man auch im Spiel. Nur leider nicht in der Tabelle.