U17: Das Gute mitnehmen
Die nackten Zahlen erzählen im Fußball nicht immer die ganze Wahrheit. Als Hachings Trainer Florian Heller nach dem 1:4 gegen den Karlsruher SC die Spieler seiner U17 getröstet und aufgerichtet hatte, kam sein Karlsruher Kollege Lukas Kwasniok auf ihn zu, und „hat sich quasi entschuldigt, dass sie die Punkte mitnehmen“, wie Heller später berichtete. Und weil es gerade im Jugendfußball vor allem auch um andere Dinge geht als um Punkte und Tabellenplatz, war der Hachinger Coach auch „nur mit dem Ergebnis unzufrieden“, nicht aber mit dem Auftreten seiner Truppe, gerade in der ersten Hälfte: „Da waren wir die bessere Mannschaft.“
Das 2:2 in der Vorwoche gegen die Bayern hat seinen Jungs gezeigt, dass sie auch gegen die Spitzenteams der Liga nicht chancenlos sind, daran knüpften sie nun mit großem Engagement von Anfang an auch gegen Karlsruhe an, den Tabellenzweiten. „Unser Plan ist eigentlich aufgegangen, das Manko aber war heute die fehlende Effektivität“, bemängelte Heller. Und wenn man gegen eine schon so abgeklärt auftretende Truppe wie die des KSC seine Möglichkeiten liegen lässt, wird man knallhart bestraft. Nach einer Ecke schien Torhüter Matthias Fichtner den Ball schon sicher zu haben, musste ihn aber, behindert von einem Pulk aus Gegnern und Mitspielern, noch einmal loslassen und schon war man 0:1 hinten. Kurz vor der Pause dann das 0:2 nach einem unnötigen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. „Bitter“, so Heller, zumal man unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff die nächste Chance liegen ließ.
„Das Gute ist, dass wir uns die Möglichkeiten herausspielen“, so der Trainer, der sich mit der „Art, Weise, Moral und Mentalität“ der Mannschaft rundum zufrieden zeigte, „wegen der fehlenden Effektivität aber läufst du dann einem Rückstand hinterher und weißt nicht warum.“ Von der zweiten Hälfte wollte er sich deswegen den guten Eindruck nicht mehr verderben lassen, „das war dann eine besondere Situation.“ In der seine Jungs aber zeigten, welchen Willen, welche Kraft sie auch nach Rückschlägen noch entwickeln können. Selbst nach dem 0:3 gaben sie sich nicht geschlagen, wurden belohnt durch das 1:3 von Christoph Ehlich, kassierten aber fast postwendend das 1:4. Dennoch kämpfte Haching unverdrossen weiter, es gab weitere Gelegenheiten für Zettl, Ehlich, Krueger und den eingewechselten Hannemann.
Schließlich hatte man klar verloren, doch schlechter ist man nicht gewesen als der Tabellenzweite. Man hat gegen die Bayern gepunktet, „ein Ausrufezeichen gesetzt“, wie Heller fand. „Wer hätte uns vor ein paar Wochen so etwas zugetraut“, fragte er. Heller sieht eine gute Entwicklung, sieht, dass alle bedingungslos mitziehen, dass der Plan aufgeht, weiß aber natürlich, dass das Manko der mangelnden Effizienz schnellstmöglich behoben werden muss, will man den Abstiegskampf erfolgreich bestehen. „Wenn wir jetzt dranbleiben, ergibt sich vieles von selbst“, ist er überzeugt.
Am Samstag geht es nach Nürnberg, durch den überraschenden 2:0-Sieg in Frankfurt hat der Club Haching überholt und auf einen Abstiegsplatz gestoßen. „Wir werden das Gute mitnehmen, in Panik verfallen wir jetzt jedenfalls nicht.“ Schon ein Endspiel? „In dieser frühen Phase der Saison höre ich das Wort nicht gerne“, sagt Heller, betont aber, dass es „ein ganz wichtiges Spiel“ sei. Doch so paradox es klingt, die Partie gegen Karlsruhe hat ihm neuerlich Mut gemacht, trotz des 1:4. „Was ich aber speziell in der ersten Hälfte gesehen habe, hat mir gefallen. Davor ziehe ich den Hut.“ Als Ex-Profi aber weiß Heller selbst am besten, dass am Ende eben Tore zählen. Und daran gilt es zu arbeiten.