U17: Unmöglich ist nichts
„Machbar ist alles“, hat Florian Heller gesagt. Dann hat er seine Spieler in einen Kampf geschickt, den jeder nur halbwegs realistische Fußballexperte als „mission impossible“ eingestuft hatte. Die SpVgg Unterhaching als Aufsteiger, der sich gegen den Abstieg stemmt, gegen den Klassenprimus FC Bayern, der die Bundesliga der B-Junioren souverän anführt. Vor fünf Wochen haben die Bayern den VfB Stuttgart mit 6:1 deklassiert, vor einer Woche in Mainz gewonnen, Gegner geschlagen, gegen die Unterhaching ziemlich chancenlos gewesen war.
„Natürlich rechnet man bei den Bayern nicht unbedingt mit einem Punkt“, sagt Heller, doch als Ex-Profi weiß er, dass der Fußball oft ganz eigene Geschichten schreibt. Mit Mainz hat er zweimal gegen die großen Bayern gewonnen, auch das hatte damals keiner für möglich gehalten. „Mentalität schlägt Klasse“, zwar nicht immer, aber wenn alles passt, das ist die Erkenntnis, die er aus diesen Erfahrungen mitgenommen und nun seinen Jungs vermittelt hat.
Am Ende hatten seine Hachinger dem großen Favoriten mit dem 2:2 einen Punkt abgetrotzt. Und das nicht unbedingt glücklich oder unverdient, gerade in der ersten Hälfte wäre sogar noch mehr möglich gewesen für den krassen Außenseiter, wie auch Claus Schromm meinte: „Da hätten wir sogar führen müssen“, so der sportliche Leiter des Unterhachinger Nachwuchsleistungszentrums:
Ob man vielleicht sogar den Sieg verpasst habe, das war für Heller aber schließlich kein Thema. „Es freut mich einfach für die Jungs, dass sie nun erkannt haben, was alles möglich ist mit der richtigen Einstellung, dem bedingungslosen Kampf und taktischer Disziplin.“ Er sei „beeindruckt, wie die Mannschaft aufgetreten ist, die Vorgaben umgesetzt“ habe. Und sich schließlich belohnte. Früh hatte Orestis Kiomourtzoglou nach schöner Vorarbeit des starken Leopold Krueger Haching in Führung gebracht, eine Unaufmerksamkeit nach einer Standardsituation brachte den schnellen Ausgleich. Christoph Ehlich hatte, als er allein vor dem Bayern-Keeper auftauchte, die Chance zum 2:1, als dann aber eine Zusammenspiel der beiden Bayern-Nationalspieler Niklas Dorsch und Marco Stefandl das Spiel gedreht hatte, schien alles in die Richtung zu laufen, die man erwartet hatte.
Da aber wurde der Kampfgeist der Hachinger unterschätzt. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff war es Kaan Cay, der einen Eckball per Kopf zum 2:2 ins Netz setzte und für Verblüffung bei den Bayern sorgte. „Die Bayern haben zwar ganz großartige Individualisten, wir aber sind als Mannschaft aufgetreten“, freute sich Heller. Für diese Mentalität, diese Leidenschaft sei man belohnt worden, als die Bayern in der zweiten Spielhälfte den Druck erhöhten, hielt Haching konsequent dagegen, wehrte sich nach Kräften, behielt immer die Ordnung und kam sogar noch zu gefährlichen Kontermöglichkeiten.
Nicht immer ist die Mannschaft in dieser Saison so stabil gestanden, gerade in den Heimspielen gegen Stuttgart, Mainz und Freiburg ist sie nach Rückschlägen auch auseinander gebrochen. Daran habe er gearbeitet, sagt Heller, er hat die Defensive gestärkt, seinen Spielern vermittelt, dass man nur als Mannschaft in dieser Eliteliga bestehen könne. „Und da ziehen alle mit, keiner bricht weg. Für mich sind auch die Spieler wichtig, die auf der Bank sitzen oder nicht im Kader sind, nur gemeinsam können wir es schaffen.“ Der Punkt gegen die Bayern sei nun ein „Super-Ansatz“ gewesen, von dem man sich aber nicht blenden lassen dürfe. „Dieses Niveau müssen wir nun konstant halten, dann werden wir die Klasse sichern“, ist Heller überzeugt, weiß aber auch, dass das über eine ganze Saison vielleicht nicht möglich sein wird. „Wir werden auch wieder verlieren.“
Aber dieses Erfolgserlebnis ist viel wert, es zeigt der Mannschaft, dass die Worte des Trainers keine leeren Worthülsen sind, dass man auch schier Unmögliches schaffen kann, wenn man als Team auftritt, einer für den anderen da ist, ihn unterstützt, hilft. An der Leistung gegen Bayern wird Heller die Mannschaft messen, wenn am kommenden Sonntag (11 Uhr, Grünau) mit dem Karlsruher SC erneut eine Spitzenmannschaft der Gegner ist. Das 2:2 bei den Bayern sollte Mut machen, „wir haben bewiesen, dass auch wir sehr gute Fußballer haben“, sagt Heller. Und wenn jeder Einzelne seine Qualitäten einbringt, ist nichts unmöglich. Das hat der Coach seinen Jungs eingeimpft.